Sind lange Nachspielzeiten gerechtfertigt?

ES war der Aufreger des vergangenen Spieltages: Beim Spiel Hertha BSC Berlin gegen FC Bayern München ließ der Schiedsrichter sechs Minuten nachspielen, und die Bayern schossen kurz vor Ende dieser Nachspielzeit den Ausgleich. Nicht nur Hertha-Trainer Pal Dardai fühlte sich um den sicher geglaubten Sieg betrogen, auch die Hertha-Fans waren stinksauer. In den Sportmedien wurde gewitzelt, es werde immer so lange nachgespielt bis die Bayern ein Tor schießen. Doch auch in der Zweiten Liga am Sonntag kassierte der FC St. Pauli gegen Arminia Bielefeld in der fünfminütigen Nachspielzeit noch den Ausgleich, obwohl die Hamburger schon wie der sichere Sieger aussahen. Das ist für die betroffenen Klubs schon ärgerlich, und es stellt sich die Frage, ob wirklich so lange nachgespielt werden muss.

Vergeudete und verlorene Zeit

DFB-Schiedsrichterlehrwart Lutz Wagner erklärt, wie die Nachspielzeit geregelt ist. Dabei gibt es einen Unterschied zwischen vergeudeter und verlorener Spielzeit. Unter verlorener Spielzeit versteht man Unterbrechungen durch Unwetter, Zuschauerausschreitungen oder Verletzungen. Diese Zeit muss laut Regelwerk vollständig nachgespielt werden.

Vergeudete Spielzeiten sind beispielsweise Torjubel oder Auswechselungen. Hierbei liegt es im Ermessen der Schiedsrichter, wie lange nachgespielt wird. Dabei kommt es darauf an, welche Mannschaft die Zeit vertrödelt. Liegt die Ursache bei der in Führung liegenden Mannschaft, wird eher nachgespielt als wenn das Team im Rückstand liegt. Demnach lag Schiedsrichter Patrick Ittrich in Berlin völlig richtig, als er den Bayern noch etwas Zeit zugesprochen hatte. Auch Felix Zwayer ließ in Mönchengladbach vier Minuten nachspielen, nachdem ein Leipziger Spieler lange lange am Boden liegen geblieben war. Am Ergebnis änderte sich dabei jedoch nichts.

Die Nachspielzeit der Nachspielzeiten

Die Länge der Nachspielzeit erfolgt nach Absprache des Schiedsrichtergespanns. In Berlin einigte man sich auf fünf Minuten, der Ausgleich durch Lewandowski fiel aber am Ende der sechsten nachgespielten Minute. Auch das ist korrekt. Anders als bei Strafstößen muss der Schiedsrichter einen Freistoß nach Ablauf der Nachspielzeit nicht mehr ausführen lasse, er hat aber die Möglichkeit, der Mannschaft diesen Freistoß noch zu gewähren. Er kann die Nachspielzeit beispielsweise nach Auswechselungen verlängern, wie er es in Berlin getan hat.